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"Alles in allem kein Nachmittag für ein Best-of-Album"

Olufemi Smith im Gespräch

(Fotos: Marcus Sellhorn / FC Eintr. Norderstedt)

Irgendwie stellt Eintracht Norderstedt gerade die ganze Regionalliga Nord auf den Kopf. Jedes Spiel gleicht einer Inszenierung. Hohe Siege, spektakuläre Niederlagen. Tabellenplatz drei nach sieben Spieltagen. Die Zuschauer mag das Spektakel auf dem Rasen begeistern, aber was sagt Trainer Olufemi Smith eigentlich dazu? Wir haben ihn gefragt:
 
Olufemi Smith, wann gewinnt Ihr Team mal 1:0?
 
Das kann ich nicht sagen. Aber ich wäre mit einem 1:0 in einem Pflichtspiel mehr als zufrieden. Dafür gibt es auch drei Punkte. Es kann und muss nicht jede Woche ein Spektakel sein. Wir wollen aber immer attraktiven Offensivfußball spielen.
 
Schon während der vergangenen Saison mussten Sie Elias Saad zum FC St. Pauli ziehen lassen, im Sommer die Abgänge der Top-Torjäger Hoppe und Sezer. Auch insgesamt haben Sie einen größeren Umbruch im Team zu verzeichnen. Sie haben das aber gut kompensiert. Wie hat sich die Mannschaft so schnell gefunden?

 
Ja, die Abgänge waren namhaft und auch in der Summe größer als gewünscht.
Wir sehen es aber auch als Auszeichnung für unsere Arbeit, dass Spieler sich bei uns entwickeln und für höhere Aufgaben empfehlen konnten.
Das Zusammenwachsen der neuen Gruppe war und ist ein fortwährender Prozess, den wir mit der ersten Trainingseinheit im Sommer in Gang gesetzt haben. Wir haben zum einen genau geschaut, dass die neuen Charaktere zum Verein, zur Mannschaft und natürlich zu unserer Spielidee passen und zum anderen als Trainerteam sehr viel Zeit darauf verwendet, den Neuzugängen eben diese Spielidee, unsere Werte und Prinzipien auf und abseits des Platzes klar zu vermitteln.
Dieser verlässliche Rahmen macht es der Gruppe leichter als Einheit zu funktionieren. Wir kommen mehr und mehr dahin, dass jeder weiß, was er wann zu tun hat und was von ihm erwartet wird.
 
Vorne jeder Schuss ein Treffer, hinten eher noch anfällig. Wenn sich die Defensive stabilisiert, sind sie gar nicht mehr zu schlagen, oder?
 
„...gar nicht mehr zu schlagen,…“ Das klingt lustig und gilt vielleicht für Manchester City oder national für den FC Bayern München. Aber wir sind da dann doch etwas realistischer und bodenständiger unterwegs. Eine disziplinierte und kollektive Defensivarbeit verringert aber zumindest die Wahrscheinlichkeit ein Spiel zu verlieren. Dies immer wieder konstant gut abzurufen ist die große Herausforderung.



Wie sehr leiden Sie auf der Bank z. B. bei einem Spiel wie gegen den Bremer SV?
 
Solche Spiele sind für einen Trainer wirklich nur schwer zu ertragen. Wenn man sechs Gegentore bekommt, dann ist da etwas komplett in die Hose gegangen. Ich versuche so rational wie irgend möglich in stressigen Situationen zu sein, um auch in solchen Phasen Lösungen für mein Team zu haben und ihnen helfen zu können, aber ich muss gestehen, das war in Bremen nicht so leicht. Über die eigenen Tore konnte ich mich in diesem chaotischen Spiel schon fast gar nicht mehr freuen, weil ich so unter dem Eindruck der eigenen Fehler stand. Alles in allem kein Nachmittag für ein Best-of-Album. Aber wir als Team haben hoffentlich eine Menge daraus gelernt.
 
Das unterwartete Ausscheiden im Hamburger Pokal hat Sie sicherlich getroffen. Hat dies den Fokus auf die Liga noch einmal verändert?
 
Nein, die Regionalliga ist unabhängig vom Abschneiden im Pokal immer unser Kerngeschäft und hier gilt es Woche für Woche zu performen, den Verein würdig zu vertreten und sportlich das bestmögliche Ergebnis rauszuholen. Der Fokus auf die Liga ist also immer maximal hoch.
Das Ausscheiden war aber natürlich ein heftiger Schlag für uns. So früh in der Saison ein großes Saisonziel streichen zu müssen war brutal hart und diese Enttäuschung steckte uns ganz schön in den Gliedern.
 
Einige favorisierte Mannschaften wie der TSV Havelse, Weiche Flensburg, auch die Drittligaabsteiger Oldenburg und Meppen spielen noch nicht die gewünschte Rolle in der Liga. Ist das Ihre Chance, sich oben festzusetzen?
 
Es ist zumindest die Gelegenheit mal die Luft dort oben zu atmen, aber man darf sich von dieser Momentaufnahme zu Saisonbeginn nicht täuschen lassen.
Die Ergebnisse zeigen, wie unvorhersehbar und ausgeglichen die Regionalliga Nord auch in dieser Saison wieder ist. In den ersten Wochen der Saison geht es in erster Linie darum, Punkte zu sammeln und auf sich selbst zu schauen. Da braucht man noch nicht auf die Tabelle zu schauen.
Was im Laufe einer Saison alles passieren kann und wie schnell man auch in schwierige Phasen kommen kann, ist uns sehr bewusst. Von daher tun wir gut daran jetzt nicht auf andere zu schauen, nicht zu träumen und keine Luftschlösser zu bauen, sondern weiter unsere Arbeit zu machen.
 
Was wünschen Sie sich für Ihr Team und für die Liga für den weiteren Verlauf der Saison?
 
Ich wünsche mir für meine Mannschaft in erster Linie Konstanz in den Leistungen. Die Jungs haben ihr Potential und ihre Fähigkeiten in den ersten Spielen gezeigt. Als Trainer wünsche ich mir, dass wir regelmäßig an unser Leistungsmaximum herankommen und gute Spiele abliefern. Da ist es unsere Aufgabe im Trainerteam die Jungs so vorzubereiten, dass ihnen das gelingt.
Wenn wir das schaffen, dann werden automatisch auch weitere Siege und Punkte kommen und damit halten wir dann hoffentlich immer ausreichend Abstand zu den kritischen Tabellenregionen und kommen nicht in Situationen, in denen wir mit dem Rücken zur Wand stehen.
 
Vielen Dank für das Gespräch.

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