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„Der HSV ist eine Klasse besser“

Sabine Mammitzsch zur Saison der Frauen-Regionalliga Nord

(Foto: Sportfoto Gettschat)

Die norddeutschen Fußballerinnen haben ihre Saison nun beendet. Mit einem souveränen Meister Hamburger SV und vier Teams, die aufgrund der Reduzierung von 14 auf zwölf Mannschaften absteigen müssen. Wir sprachen mit Sabine Mammitzsch, der Vorsitzenden des NFV-Frauen- und Mädchenausschusses, über die abgelaufene Spielzeit in der Frauen-Regionalliga Nord.
 
Sabine Mammitzsch, der HSV stand angesichts seines deutlichen Vorsprungs vor dem Vizemeister SV Henstedt-Ulzburg bereits länger als Titelverteidiger fest. Ein würdiger Meister, oder?
Sabine Mammitzsch: Ja, natürlich. Sie haben nur ein Spiel verloren, und ihre 106:9 Tore sind sensationell. Der HSV ist eine Klasse besser und hat auch gegen seinen ärgsten Verfolger Henstedt-Ulzburg nichts anbrennen lassen. Dabei haben sich der SVHU und Hannover 96 als Dritter auch schon ein Stück vom Rest der Liga abgesetzt. Vor daher: Glückwunsch an den HSV, das haben sie souverän gemacht.
 
Nun spielt der HSV gegen Viktoria Berlin um den Aufstieg in die 2. Bundesliga, hat also eine weitere Hürde vor sich.
Und das wird nicht einfach. Aber man muss solche Spiele gewinnen, wenn man in die 2. Bundesliga aufsteigen und sich dort behaupten will. Eine erste Standortbestimmung!
 
Warum muss der Meister nach einer langen Saison eigentlich noch in diese Spiele gehen?
In der 2. Frauenbundesliga spielen 14 Teams, am Ende steigen drei ab. Da es fünf Regionalligen gibt, müssen Endscheidungsspiele gespielt werden. Wir im Norden können uns mittlerweile schon glücklich schätzen, dass wir überhaupt einen beziehungsweise mehrere Bewerber stellen können. So hatte zum Beispiel in der Saison 2019/2020 der Meister Henstedt-Ulzburg auf einen Aufstieg in die 2. Frauenbundesliga verzichtet. Insofern ist die Nachfrage aus dem Bereich des NFV allgemein eher übersichtlich. Auf der anderen Seite wäre es auch kein gutes Szenario, wenn aus der 14 Mannschaften starken 2. Bundesliga gleich fünf Mannschaften absteigen müssten.
 
Die Regionalliga Nord wird nach der Aufstockung während der Pandemie nun wieder von 14 auf zwölf Mannschaften reduziert. Warum eigentlich?
Weil es aus den Landesverbänden gar nicht genug Bewerber gibt. Das größte Interesse kommt noch von den Bundesligavereinen, die mit einer zweiten Mannschaft in der Regionalliga antreten möchten. Vereinzelt gibt es immer wieder Teams, wie zum Beispiel MTV Kiel, die das hohe Wagnis eingehen wollen – die Kosten sind immer zu beachten. Aufgrund der Nachfrage aus den Landesverbänden sind wir mit zwölf Teilnehmern in der Regionalliga ganz gut besetzt.
 
Kommen wir zurück zu den Aufstiegsspielen: Der HSV war bereits im letzten Jahr angetreten und galt gegen Turbine Potsdam II als Favorit. Durchsetzen konnte er sich allerdings nicht. Warum läuft es nun gegen Viktoria anders?
Der HSV hat es im letzten Jahr vielleicht zu leicht gesehen und gedacht, es wird ein Selbstläufer. Die Erfahrung zu machen, doch nicht aufzusteigen, war hart. Aber nun gehen sie auch deshalb gestärkt in die Aufstiegsrunde. Der HSV wird diese Erfahrung sicher ins Training einbeziehen. Es wäre auch sehr schade, wenn es wieder nicht klappen würde: Der HSV zählt zu den Leuchtturmprojekten des Nordens und sollte unbedingt den nächsten Step gehen und aufsteigen.
 
Steigt der HSV auf, wird es einen weiteren Aufsteiger in die Frauen-Regionalliga geben. Warum steigen stattdessen nicht nur drei Mannschaften ab?
Es gilt: Aufstieg vor Abstieg. Daher werden, solange es genügend Bewerber für den Aufstieg in die Frauen-Regionalliga Nord gibt, zuerst diese berücksichtigt. Den dritten Aufstiegsplatz würden dann der Verlierer des Aufstiegsspiels zwischen den Meistern der Oberliga Niedersachsen Ost und West sowie der Zweitplatzierte der Aufstiegsrunde mit Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen ausspielen.
 
Sie begleiten als DFB-Vizepräsidentin derzeit den allgemeinen Aufschwung des deutschen Frauenfußballs. Ist davon eigentlich auch schon etwas in der Regionalliga Nord angekommen?
Was die Zuschauerzahlen anbelangt, wahrscheinlich noch nicht. In der 1. Bundesliga haben wir mit dem Highlight-Konzept, mit Spielen in den großen Stadien, sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Menschen wollen diese Events, erst recht nach der grandiosen EM in England. Insgesamt ist die Sichtbarkeit gestiegen. Vieles hat mit der Eigenvermarktung der Vereine zu tun. Dann verändern sich viele Dinge. Und wer jetzt den Mut hat, in den Frauenfußball zu investieren, wird in der Zukunft davon profitieren.
 



(Das Interview führte Stefan Freye)

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