Die Meisterrunde biegt in die Zielgerade ein, und mittlerweile deutet sich an, was bereits zum Start vor einigen Wochen zu den wahrscheinlichsten Varianten gezählt worden war: Der VfB Oldenburg erhält im SC Weiche Flensburg womöglich einen hartnäckigen Verfolger.
Souverän: Beim 2:1 in Kiel blieb der VfB Oldenburg (30 Punkte) zum vierten Mal in Folge siegreich. Eine Punkteteilung hatte sich der Spitzenreiter lediglich beim 0:0 in Flensburg zum Start der Meisterrunde gestattet. Nun stehen noch fünf Partien aus, und wenn der VfB weiterhin so zuverlässig punktet, wird er auch am Ende ganz oben stehen. Wenig überraschend setzen die Oldenburger dabei auch alle Mannschaftsteile: Ihre acht Gegentreffer stellen den Bestwert der Meisterrunde dar, und die 22 eigenen Tore werden nur vom SV Werder II übertroffen (23).
Geht noch was für den SC Weiche Flensburg (23)? Trotz des 2:0 über Werder II trennen den Zweiten zwar sieben Punkte. Er hat allerdings ein Spiel weniger absolviert, könnte den Abstand mit einem Sieg gegen Atlas Delmenhorst am Donnerstag also auf vier Punkte verkürzen – und dann gibt es ja noch das Rückspiel in Oldenburg. Wie der VfB zählt jedenfalls auch Weiche zu den ungeschlagenen Teams dieser Meisterrunde, beim Heimsieg über den SVW gelang zudem der dritte Sieg in Folge. Er näherte die Hoffnungen auf erfolgreiche Wochen. „Man merkt, dass das Selbstvertrauen wiederkommt. Die Basis stimmt“, meinte Christian Jürgensen, Geschäftsführer Sport in Flensburg.
Der Hamburger SV II (19) zählt zweifellos zu den Gewinnern dieser Meisterrunde. Lediglich dem VfB Oldenburg (1:2) musste sich das Nachwuchsteam geschlagen geben, ansonsten landete es drei Siege, zuletzt gegen Atlas Delmenhorst (1:0). Dabei war der HSV am Wochenende mit mehr U19-Kickern aufgelaufen als üblich. „Wir laufen personell momentan etwas auf dem Zahnfleisch, deshalb: Riesiges Kompliment an meine Jungs, weil sie einfach alles reingehauen haben“, zollte Pit Reimers seiner U21 eine ganze Menge Respekt.
Auf den vierten Rang verbesserte sich Teutonia 05 Ottensen (19) dank eines 1:0 über den VfV aus Hildesheim. Das dürfte nicht reichen, um noch in den Titelkampf einzugreifen. Aber die Richtung der ambitionierten Hamburger stimmt angesichts des ersten Siegs in der Meisterrunde und des dritten Spiels ohne Niederlage. Das sieht offenbar auch der Trainer so. „Wenn man etwas erzwingen möchte und den Bock umstoßen will, dann ist man auch ein Stück weit verkrampft. Ich glaube, dass der Sieg jetzt ein Brustlöser war“, meinte Dietmar Hirsch nach dem Heimerfolg.
Nach der Niederlage gegen den VfB Oldenburg fiel Holstein Kiel II (18) auf den fünften Rang zurück. Aus dem Plan, die ausgebliebene Meldung zur 3. Liga mit dem Titel zu kompensieren, dürfte also nichts werden. Andererseits unterstrichen die kleinen Störche auch im Kräftemessen mit dem Ligaprimus, dass sie mithalten können: Der Gegner erzielte seine Treffer in den kurzen Schwächephasen der jungen Mannschaft, ansonsten war kein deutlicher Unterschied zu erkennen. Die Entwicklung von Holstein II ist also auf einem guten Weg – und darauf kommt es ja in erster Linie an.
Der Frust war groß beim SV Werder Bremen II (17) nach dem 0:2 in Flensburg. Die Bremer hätten das Spiel angesichts einiger Corona-Fälle gern an einem anderen Termin ausgetragen. Nachdem aber bereits das Heimspiel gegen Holstein II abgesagt worden war, scheiterte diesmal die Verlegung. Nun hat Werder zwar zwei Spiele weniger ausgetragen als der Oldenburger Spitzenreiter. Der Tabellensechste würde aber selbst bei optimalem Verlauf der beiden Nachholspiele lediglich bis auf sieben Punkte aufschließen. Der nach drei Spielen noch sieglose SVW (0-1-2) dürfte also nichts mehr mit dem Titelkampf zu tun haben. Aber auch für ihn gilt: In erster Linie geht es um die Entwicklung der jungen Spieler.
Nach drei Unentschieden in Folge hat es Atlas Delmenhorst (14) am Wochenende erwischt: Beim 0:1 im Auswärtsspiel gegen den HSV II verbuchte das Team die erste Niederlage dieser Meisterrunde. Dabei kassierte die Mannschaft von Key Riebau allerdings erst das zweite Tor im vierten Spiel. Die Defensive ist mit nur 15 Gegentreffern zweifellos der stärkste Mannschaftsteil der Delmenhorster. Sie sind angesichts einer starken Abwehr eine harte Nuss für jeden Gegner, und das ist schon mal eine ganze Menge, was sich über den Tabellensiebten sagen lässt.
Endlich war auch der VfB Lübeck (12) erfolgreich: Beim 2:1 im Auswärtsspiel bei Hannover 96 II gelang im vierten Anlauf der erste Sieg. Verlassen konnte sich der VfB dabei einmal mehr auf die Defensive, die mit nur 15 Gegentreffern zu den besten der Staffel zählt. Das ist umso bemerkenswerter, da der VfB mit dem letzten Aufgebot, nämlich nach dem Ausfall von neun Stammkräften, nach Hannover gereist war. Keine Frage: Nach einem durchwachsenen Start im Herbst haben die Lübecker sich auf einem ordentlichen Niveau stabilisiert – und darum war es ja von Anfang an gegangen.
Noch ohne Sieg in der Meisterrunde ist der VfV Hildesheim (8), lediglich einen Punkt gewann der Tabellenneunte in seinen vier Partien. Aber das hatte ja eigentlich vorher festgestanden: Der VfV zählt in dieser Meisterrunde nicht zu den besonders aussichtsreichen Kandidaten. Für ihn war die Qualifikation und der damit verbundene Klassenerhalt bereits ein Erfolg.
Die 1:2-Niederlage gegen den VfB Lübeck verhalf Hannover 96 II (6) natürlich nicht zum Sprung vom letzten Tabellenplatz. Die Niedersachsen sammelten erst einen Zähler in ihren vier Spielen und warten weiterhin auf den ersten Sieg. Für das Team von Lars Fuchs gilt aber natürlich auch: Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit steht vorrangig die Entwicklung von Talenten. Da ist es schon ein ganz gutes Zeichen, wenn der Talentschuppen in den Punktspielen dieser Meisterrunde nicht untergeht, sondern überwiegend knappe und somit ordentliche Resultate liefert.
(Text: Stefan Freye)