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„Etwa 90 Prozent der Spielerinnen kommen aus der eigenen Jugend“

Ralf Spanier zur Talentförderung im Emsland

(Fotos: Spanier: SV Meppen; Team: hansepixx.de)

Die Platzierung ist nachrangig. „Unser Ziel ist die Ausbildung der Talente und das Heranführen an die 1. Frauenmannschaft“, sagt Ralf Spanier. Er ist Sportlicher Koordinator der Juniorinnen des JLZ Emsland, also auch verantwortlich für das Regionalliga-Team des SV Meppen II. Dort werden die jungen Spielerinnen geformt, um dann irgendwann bereit zu sein für die Einsätze in der 1. Frauenbundesliga. Sie machen das gut zurzeit. Nachdem ein 3:0 gegen St. Pauli am Wochenende eine drei Spiele währende Negativserie aus 2022 beendete, belegt der SVM II den fünften Platz. Weshalb Ralf Spanier durchaus einen Zusammenhang sieht zwischen guter Ausbildung und guten Leistungen: „Macht man das eine gut, kommt das andere automatisch.“
 
Aber wie gesagt: So sehr haben sie die aktuelle Platzierung in Meppen nicht im Blick. Es geht um die Entwicklung der jungen Spielerinnen, und zwar in einem besonderen Maß. Denn im Emsland setzt man mehr als anderswo auf Eigengewächse. „Etwa 90 Prozent der Spielerinnen kommen aus der eigenen Jugend“, sagt Ralf Spanier. Er ist „total stolz“ auf die Quote des Regionalligateams. Sie unterstreicht schließlich, wie gut das SVM-Konzept aufgeht.
 
Es beginnt mit einer weiblichen U15, die in einer B-Junioren-Kreisliga mit männlichen Nachwuchsmannschaften antritt. Das soll so sein, fördern die Duelle mit den Jungs die Entwicklung der Mädchen doch auf eine ganz andere Weise. „Dort werden sie körperlich mehr gefordert“, sagt der Koordinator. Den Jahren bei den C-Juniorinnen schließt sich eine Station in der U17-Bundesliga an. Dort messen sich die Meppener Talente auf höchstem Niveau, unternehmen also den nächsten Schritt in Richtung des Frauenfußballs. Ein, zwei Jahre im Regionalligateam runden die „Ausbildung“ schließlich ab. „Der Sprung in diese Mannschaft ist für die Mädchen einfacher“, betont Spanier.
 
Der nun seit rund 20 Jahren im Frauenfußball tätige Nachwuchsleiter verhehlt nicht, dass er sich die zweite Mannschaft auch in der 2. Bundesliga der Frauen vorstellen könnte. „Es gibt kein Aufstiegsverbot, denn das würde die Motivation beeinflussen“, betont Spanier lachend. Andere Vereine machen es ja auch, gleich sieben Talentschmieden treten in der 14 Teams umfassenden 2. Frauen-Bundesliga an. Andererseits bestehen grundsätzlich auch ernsthafte Zweifel bei Ralf Spanier: „Ich weiß nicht, ob die zweiten Mannschaften in der 2. Liga auf Dauer Sinn machen, denn das fördert eine Zweiklassengesellschaft im Frauenfußball - vielleicht sollte es eine andere Lösung geben.“
 
Was die Talente in Meppen betrifft, so geht es dabei auch um mehr oder weniger große Entfernungen. Das Einzugsgebiet des Vereins reicht im Norden bis fast an die Nordsee und wird im Süden erst durch Westfalen begrenzt. Da sie beim SVM auch niederländische Talente im Blick haben und im Osten bis nach Osnabrück sichten, hat so manche Spielerin des Regionalligateams ein recht anstrengendes Programm zu absolvieren. Ein Internat gibt es ja nicht, und deshalb legen die in weiter entfernten Orten beheimateten Kickerinnen einige Kilometer zurück. Konkret: Die Mannschaft trainiert dreimal in der Woche und tritt ja auch regelmäßig zu einem Spiel an, in Meppen oder eben auswärts. „Man investiert viel Zeit und manchmal auch Kosten in den Traum“, weiß Ralf Spanier.
 
Also werden manche Talente spätestens im Rahmen ihrer „Regionalliga-Station“ nachdenklich: Lohnt sich der große Aufwand, wo doch auch die Schule oder gar das Studium eine Menge Einsatz verlangen? „Wir führen dann intensive Gespräche“, berichtet Ralf Spanier von einem regen Austausch mit Spielerinnen und deren Eltern. Es geht dabei nicht selten darum, eine Lösung zu finden, um all die Anforderungen des jungen Kickerinnen-Lebens unter einen Hut zu bringen. Aber es scheint zu funktionieren, für die Talente und auch für den Verein.
 
Seit dem Aufstieg im Jahr 2017 belegte der SV Meppen II die Plätze drei, fünf, zehn, sieben und vier. Das ist eine ordentliche Bilanz, und sie belegt, dass die Talentförderung im Emsland auf einem guten Weg ist. Denn auch, wenn es auf die Platzierung dort gar nicht so sehr ankommt, unterstreicht das ordentliche Abschneiden ja die gute Entwicklung der Talente. „Wir sind jedenfalls sehr zufrieden“, sagt Ralf Spanier.
 

 

(Text: Stefan Freye)

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