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„Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen“

SVHU-Trainer Christian Jürss zum Spitzenspiel beim HSV

(Foto: hansepixx.de)

Pünktlich zum Gipfel wurde es noch einmal spannend: Weil der Hamburger SV am letzten Wochenende ausgerechnet beim abstiegsbedrohten Nachbarn Eimsbütteler TV seine erste Saisonniederlage kassierte, wird der Spitzenreiter vor dem Duell gegen den SV Henstedt-Ulzburg am Sonntag (14 Uhr) nur noch durch sieben Punkte vom Tabellenzweiten getrennt. Das ist angesichts der noch ausstehenden vier Saisonspiele immer noch ein recht komfortabler Vorsprung. Aber gewinnt der Gast aus Schleswig-Holstein das Duell beim HSV, wäre vielleicht doch noch etwas drin.

Das könnte man jedenfalls meinen. Für Christian Jürss stellt sich die Sache allerdings etwas anders dar. „Am HSV führt kein Weg vorbei, wir spielen gegen den designierten Meister“, sagt der Trainer des SV Henstedt-Ulzburg. Für Jürss kam die Pleite des HSV ja auch überraschend. Der Coach des Verfolgers hält das 1:2 in Eimsbüttel aber auch für einen Ausrutscher – und nicht den Beginn einer Negativserie. Schließlich hatte Jürss bereits zu Saisonbeginn die großen Unterschiede zwischen dem Topfavoriten und seinem Team betont. Sie hätten sich im Verlauf der Saison eher noch manifestiert.

Es beginnt bei den finanziellen Bedingungen. Der HSV verfügt über den weitaus größten Etat der Liga und damit über ganz „unterschiedliche Rahmenbedingungen“, wie Christian Jürss betont. Zwar ist der SVHU – in der Vorsaison selbst noch in der 2. Bundesliga aktiv – auch vergleichsweise gut ausgestattet. Aber mit dem Spitzenreiter kann der Tabellenzweite einfach nicht mithalten. Das machte sich in den vergangenen Monaten auch in personeller Hinsicht bemerkbar: In Anneke Klaas brach sich die einzige Torfrau des Kaders gleich zweimal den Finger und musste deshalb über Monate durch eine Feldspielerin ersetzt werden. Zudem gab es lange keinen gleichwertigen Ersatz für Offensivkraft Vera Homp, die sich frühzeitig das Schlüsselbein gebrochen hatte und nahezu die gesamte Hinrunde ausfiel.

Die personellen Engpässe – die durch den Winterwechsel von Dana Marquardt zum HSV noch vergrößert wurden – hatten Konsequenzen für den sportlichen Auftritt. „Wir waren nie so konstant wie der HSV“, sagt Christian Jürss. Die 0:2-Hinspielniederlage gegen das Topteam darf noch als einigermaßen erwartbar bezeichnet werden – obwohl das enge Spiel gegen den HSV durchaus zu einem anderen Ergebnis hätte führen können. Auch das 2:2 bei Hannover 96, dem Dritten der Liga, ließ sich unter den mehr oder weniger normalen Resultaten einordnen. Die 2:3-Niederlage gegen Holstein Kiel kam dagegen eher überraschend, und das 5:5 gegen das Kellerkind Osnabrücker SC war fast schon mehr als nur ein Ausreißer.

Vor allem der langfristige Ausfall der etatmäßigen Keeperin schlägt sich denn auch im Torverhältnis des SVHU nieder: Mit 26 Gegentreffern kassierte der Zweite satte 20 Tore mehr als der HSV. „Sie sind hinten bärenstark“, findet Jürss. Der Blick auf die erzielten Tore lässt dessen Team dagegen durchaus konkurrenzfähig erscheinen. Denn Henstedt-Ulzburg traf 85 Mal, und das ist durchaus vergleichbar mit den 86 Treffern der Hamburgerinnen. Dabei wurde das monatelange Fehlen von Vera Homp über weite Strecken durch Indra Hahn (24 Tore) und Jennifer Michel (18 Tore) zumindest hinsichtlich der erzielten Tore kompensiert – das Duo führt die Liste der Torjägerinnen relativ deutlich an. „In der Offensive sind wir gut“, unterstreicht der SVHU-Coach.

Aber das ändert für ihn nichts an der Ausgangslage: Der HSV geht als klarer Favorit ins Spitzenspiel am Sonntag. „Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen“, sagt Christian Jürss. Im Sommer werden die Karten allerdings neu gemischt. Dann will der SV Henstedt-Ulzburg die ein oder andere Schwachstelle im Kader ausbessern und neu angreifen. Das Ziel in der kommenden Saison lautet erneut: Rückkehr in die 2. Bundesliga. Als deutliches Zeichen seiner Ambitionen hatte der Verein bereits vor einigen Wochen die Lizenzunterlagen für die nächste Spielzeit eingereicht. „Wir wollen und können in der zweiten Liga spielen“, betont Jürss. Sie müssen sich wohl nur noch ein bisschen gedulden beim SV Henstedt-Ulzburg.  

 


(Text: Stefan Freye)

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