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Zahlenwerk (6)

Die Gegentore der Regionalliga Nord (2)

(Foto: hansepixx.de)

„Die Ligen“ hat sich längst einen Namen als Dienstleister zur Analyse von Fußballspielen gemacht. Das Unternehmen erhebt dazu zahlreiche Daten, bringt diese in einen Zusammenhang und ordnet sie ein. In regelmäßigen Abständen werden wir hier die Ergebnisse zur Regionalliga Nord veröffentlichen. Diesmal geht’s wieder um die Gegentore (Stand: 28. Spieltag)
 
Das Zulassen gegnerischer Chancen
 
Ohne gegnerische Chance fällt selten ein Gegentor – das ist nicht mehr als eine Binsenweisheit des Fußballs. Ebenso wenig überraschend verzeichnete die Statistik zum Stichtag ein recht großes Gefälle. Während Spitzenreiter VfB Lübeck erst 115 gegnerische Chancen zugelassen hatte, brachte es Schlusslicht Kickers Emden auf stolze 240 Möglichkeiten, ließ den Gegner also mehr als doppelt so oft zu einem aussichtsreichen Abschluss kommen. Bemerkenswert war ebenfalls: Der BSV Rehden vermochte seinen Spitzenplatz in diesem Ranking zu behaupten, ließ er doch lediglich 129 gegnerische Chancen zu und verwies Hannover 96 II (138) damit auf den dritten Rang. Allerdings zeigt der Blick auf die Tabelle: Mit lediglich 34 Gegentreffern stellt der 14. aus Rehden die mit Abstand stärkste Defensive der Kellerkinder. Angesichts der defensiven Stabilität sollte der BSV seine noch ausstehenden Nachholspiele wohl nutzen können, um sich aus der gefährdeten Zone abzusetzen. 
 
Am Ende der „Chancen-Tabelle“ standen vor den Kickers wenig überraschend die anderen Teams aus dem Keller der richtigen Tabelle: Auch der Bremer SV (232), Blau-Weiß Lohne (185) und St. Pauli II (183) gestatteten ihren Gegnern relativ viele Möglichkeiten. Im Ranking „Zugelassene Torchancen pro Spiel“ bildet sich das Verhältnis logischerweise ab: Hier belegte der BSV Rehden (5,86) angesichts seiner zahlreichen Nachholspiele allerdings hinter dem VfB Lübeck (5) und 96 II (5,75) lediglich den dritten Rang, während die Reihenfolge am Tabellenende eingehalten wird: St. Pauli (7,63), Blau-Weiß Lohne (8,04), Bremer SV (9,28) und Kickers Emden (9,6).
 
Das Verhältnis zwischen Chancen und Toren
 
Eine gegnerische Chance ist so lange kein Problem, wie sie folgenlos bleibt. Eine ebenfalls wichtige Statistik ergibt sich also aus dem Verhältnis zwischen zugelassenen Chancen und Gegentoren. Es geht dabei schlicht um die Frage, wie viele Chancen eine gegnerische Mannschaft benötigt, um gegen das jeweilige Team ein Tor zu erzielen. In dieser Hinsicht machte es der VfB Lübeck seinen Kontrahenten am schwersten, führte doch nur rund jede siebte Chance (6,76) zu einem Tor gegen den Spitzenreiter. Die SpVgg Drochtersen/Assel (5,21), Weiche Flensburg (5,03) und überraschend auch der Bremer SV (4,83) brachten es ebenfalls auf relativ gute Werte. Für den Neuling BSV gilt offenbar: Er lässt eine ganze Menge zu, ist aber besser als andere Mannschaften in der Lage, in höchster Not zu klären. Die Schlusslichter machten es weniger gut: Gegen Kickers Emden (3,33), St. Pauli II (3,66) und Hannover 96 II (3,73) benötigten die Gegner eher wenig Chancen, um einen Treffer zu erzielen. Allerdings wird auch hier deutlich: Alles ist relativ. Da 96 II nur wenig Chancen zugelassen hatte, fällt die „Effektivität“ der Gegner nicht ganz so sehr ins Gewicht. Die Niedersachsen belegen schließlich den dritten Tabellenplatz, zählen also zu den Spitzenteams der Liga. Aus diesem Kreis fallen sie als Team mit den meisten Gegentreffern allerdings schon ein wenig auf.
 
Entstehung der Gegentore
 
Die wichtigsten Kategorien in diesem Zusammenhang sind der Spielaufbau, die Konter und die Standards. Die Gegentore nach Spielaufbau geben dabei einen Hinweis auf das disziplinierte Spiel gegen den Ball. Offenbar mit einer sehr guten Ordnung traten also der VfB Lübeck (8), die SpVgg Drochtersen /Assel (9) und Holstein Kiel (10) an. Dagegen wurden Atlas Delmenhorst (26) sowie der Bremer SV, Kickers Emden und St. Pauli II (alle 25) rund dreimal so oft nach einem normalen Spielzug bezwungen wie der Spitzenreiter. Bringt man diese absoluten Werte aber in einen Zusammenhang mit der Gesamtzahl an Gegentoren, ergibt sich ein anderes Bild: Dann kassierte der VfB Lübeck rund die Hälfte seiner Treffer nach gegnerischem Spielaufbau (47 %), was ihm lediglich einen Mittelfeldplatz einbrachte. Mit lediglich 28 Prozent galt Holstein Kiel II als eher wenig anfällig, während Blau-Weiß Lohne (56 %) mehr als die Hälfte der eigenen Treffer nach gegnerischem Spielaufbau kassierte.
 
Wie anfällig ist eine Mannschaft bei Kontern? Mit einem Anteil von stattlichen 39 Prozent an den gesamten Gegentreffern muss Holstein in dieser Wertung als gefährdet gelten. Hier gleicht sich der gute Wert beim Spielaufbau also aus. Lediglich 19 Prozent der eigenen Gegentreffer musste dagegen der BSV Rehden nach Kontern hinnehmen. Allerdings zeigten die absoluten Zahlen auch in diesem Ranking natürlich ein anderes Bild: Kickers Emden kassierte 24 Kontertore und damit deutlich mehr als der SSV Jeddeloh (16) und Holstein Kiel (14) auf den weiteren Plätzen. Vergleichsweise gut gewappnet gegen den schnellen Gegenstoß zeigte sich dagegen der VfB Lübeck mit nur fünf Gegentreffern nach Kontern.
 
Als häufigste Standards gelten Ecken und indirekte Freistöße. Was die Eckbälle betrifft, drängt sich dabei eine Frage auf: Wie macht Eintracht Norderstedt das bloß? Nach dem 28. Spieltag war der Tabellensechste noch ohne Gegentreffer aus einem ruhenden Ball dieser Art. Offenbar agierte die Eintracht mit einer sehr guten Ordnung, wenn der Gegner zum Eckball antrat. Für Kickers Emden und Holstein Kiel II galt das wohl eher nicht, mussten beide doch bereits acht Tore nach Ecken hinnehmen. Während sich dieser Wert bei den Störchen in einem Anteil von 22 Prozent niederschlägt, bringt er den Kickers (11 %) lediglich einen Mittelfeldplatz ein. Dass die Eintracht aus Norderstedt mit einem Anteil von 0 Prozent sehr gut liegt, versteht sich von selbst.
 
Bei Gegentreffern nach einem gegnerischen Freistoß finden sich gleich sieben Teams, die erst ein Tor dieser Art kassierten. Dabei variiert der prozentuale Anteil auch bei diesen Mannschaften zumindest leicht: VfB Lübeck (6 %), Eintracht Norderstedt (3 %), HSV II (3%), Holstein II (3 %), Drochtersen/Assel (3 %), TSV Havelse (3 %), Atlas Delmenhorst (2 %). Weniger gut verteidigten der SV Werder Bremen II (4, 11 %), Blau-Weiß Lohne (4, 10 %), der VfV Hildesheim (4, 10 %), der Bremer SV (4, 8 %) und Kickers Emden (4, 6 %) die ruhenden Bälle aus dem Eckkreis des Spielfeldes.

 


(Text: Stefan Freye)
 

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