„Die Ligen“ hat sich längst einen Namen als Dienstleister zur Analyse von Fußballspielen gemacht. Das Unternehmen erhebt dazu zahlreiche Daten, bringt diese in einen Zusammenhang und ordnet sie ein. In regelmäßigen Abständen werden wir hier die Ergebnisse zur Regionalliga Nord veröffentlichen. Diesmal geht’s wieder um Tore und Torchancen (Stand: 30. Spieltag).
Die Anzahl der Torchancen
Es gab ein Problem bei der Erhebung der Daten, und deshalb liegen für den Bremer SV, den Hamburger SV II, die SpVgg Drochtersen/Assel und den TSV Havelse keine absoluten Zahlen vor. Insofern könnte das Bild ein wenig verzerrt sein, zählte der HSV bislang doch zu den Teams mit den meisten Torchancen. Die Spitzenposition hatte sich allerdings regelmäßig Hannover 96 II geholt, und daran dürfte sich eigentlich nichts geändert haben. Mit 247 Torchancen lagen die Niedersachsen zum Stichtag jedenfalls wieder an der Spitze, diesmal gefolgt vom VfB Lübeck (228). Der Spitzenreiter vermochte seine Entwicklung hinsichtlich der herausgespielten Möglichkeiten also fortzusetzen, hatte er im ersten Ranking dieser Art (10. Spieltag) doch noch einen Platz im Mittelfeld belegt. Ebenfalls recht angriffslustig – und dabei zumindest hinsichtlich der Chancenerzwingung effektiv – zeigte sich Eintracht Norderstedt mit 217 Torchancen vor Phönix Lübeck (208). Im Tabellenkeller des Rankings finden sich wenig überraschend die Teams aus dem unteren Drittel der „richtigen“ Tabelle wieder: Der BSV Rehden (144) vor dem VfV Hildesheim (129) und dem Schlusslicht Kickers Emden (114). Zum Vergleich: Der Spitzenreiter Hannover 96 II erspielt sich durchschnittlich doppelt so viele Chancen pro Spiel (9,15) wie das Schlusslicht Kickers Emden (4,38)
Die Effizienz
Was sind Torchancen ohne Tore? Eigentlich nichts. Die zweite Ebene des Fußballspiels – also die Effektivität vor dem Tor – kann einer eher defensiv ausgerichteten Mannschaft zum offensiven Erfolg, mithin zu Punkten verhelfen. Das bedeutet aber nicht, dass eine effektive Elf automatisch zu vielen Zählern kommt. Wie steht es also um die Abschlussqualitäten der Teams? Im VfV Hildesheim kommt das effektivste Teams zu einem Wert von 28%, was wiederum bedeutet: Die Niedersachsen benötigten genau 3,58 Chancen für einen Treffer. An dieser Statistik wird klar, dass Effektivität vor allem im Zusammenhang mit der absoluten Zahl an Torchancen etwas über den für offensiven Erfolg einer Mannschaft aussagt. Mit 129 Torchancen hatte der VfV ja lediglich den vorletzten Platz in der Wertung der absoluten Möglichkeiten belegt. Auch die folgenden Mannschaften Blau-Weiß Lohne (28/3,62) und der SSV Jeddeloh (27/3,67) litten unter einer eher unterdurchschnittlichen Anzahl an Chancen. Wer dagegen viele Chancen besitzt, muss nicht zwingend besonders effektiv sein. So belegt Hannover 96 II (23/4,26) in dieser Tabelle lediglich einen Platz im Mittelfeld.
Die Entstehung
Wie erzielen die Mannschaften ihre Tore? Sind sie besonders spielstark und kreieren die Möglichkeiten nach Kombinationen? Spielen sie auf Konter oder liegen ihre Stärken bei Standards?
Spielaufbau
Es bleibt dabei: Teutonia Ottensen mag es besonders, die Tore zu erspielen, legt also viel Wert auf Kombinationen und Offensivszenen nach einem Spielaufbau. Den Anteil von 68 Prozent in dieser Wertung wird jedenfalls von keinem Regionalligisten übertroffen. Seinen Platz unter den Topteams dieses Rankings behauptete auch der BSV Rehden, der immerhin 57 Prozent seiner Treffer nach einem geregelten Spielaufbau erzielte. Mit Holstein Kiel II (52) und dem FC St. Pauli II (51) folgten zwei der für gewöhnlich als spielstark geltenden zweiten Mannschaften auf den Plätzen. Dagegen belegten der HSV II (44) und Werder II (41) lediglich einen Rang im Mittelfeld.
Konter
Auch bei den Kontern konnte sich ein Team an der Ranking-Spitze behaupten: Keine andere Mannschaft ist hinsichtlich seiner Treffer so sehr vom Gegenstoß abhängig wie Blau-Weiß Lohne (43 Prozent). Erst mit einem gewissen Abstand folgen der VfV Hildesheim (36) und der SSV Jeddeloh (35) – und auch sie hatten nach dem 20. Spieltag einen Platz unter den ersten Drei dieser Tabelle belegt. Das Ranking bildet wenig überraschend ebenfalls ab, dass eine auf Konter setzende Taktik eher selten zahlreiche Versuche eines geregelten Spielaufbau umfasst – und umgekehrt. Das Schlusslicht der Konter-Tabelle ist jedenfalls Teutonia Ottensen. Das spielstarke Team erzielte nur elf Prozent seiner gesamten Trefferausbeute durch Kontertore – und das war auch schon nach dem 20. Spieltag so.
Standards
Mit einem Anteil von 18 Prozent lag Eintracht Norderstedt bei den Eckstößen ganz vorn, musste sich den Spitzenplatz aber mit Atlas Delmenhorst teilen. Da die Eintracht (45) und Atlas (43) zum Stichtag nahezu gleich viele Treffer erzielt hatten, geht der Titel der Standardkönige – zumindest was Eckstöße betrifft – also an beide Teams. Eher wenig gelingt dagegen den Mannschaften aus dem unter Drittel dieses Rankings nach einem ruhenden Ball aus dem Eckkreis: 96 II (9 Prozent), Blau-Weiß Lohne (7), der BSV Rehden (7), die SpVgg Drochtersen/Assel (7), St. Pauli II (6), Phönix Lübeck (5) und der SSV Jeddeloh (4) setzen offenbar deutlich weniger auf Ecken als die in dieser Hinsicht erfolgreichen Teams.
Auf einen Treffer nach indirektem Freistoß warteten auch nach dem 30. Spieltag noch immer zwei Teams: Weder der BSV Rehden noch Teutonia Ottensen vermochten einen ruhenden Ball dieser Art zu einem Treffer zu nutzen. Angeführt wird das Ranking dagegen von Kickers Emden, das immerhin rund 25 Prozent seiner Treffer nach einem indirekten Freistoß erzielte. In absoluten Zahlen bedeutet das: Das Regionalliga-Schlusslicht hatte insgesamt 22 Tore erzielt, traf also fünfmal nach einem ruhenden Ball dieser Art. Der Zweitplatzierte Phönix Lübeck liegt mit nur 16 Prozent zwar deutlich hinter dem Ranking-Spitzenreiter, erzielte damit aber sechs seiner insgesamt 38 Treffer nach einem indirekten Freistoß. Alles ist relativ.
(Text: Stefan Freye)