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Zahlenwerk (9)

Die Gegentore der Regionalliga Nord

(Foto: hansepixx.de)

„Die Ligen“ hat sich längst einen Namen als Dienstleister zur Analyse von Fußballspielen gemacht. Das Unternehmen erhebt dazu zahlreiche Daten, bringt diese in einen Zusammenhang und ordnet sie ein. In regelmäßigen Abständen werden wir hier die Ergebnisse zur Regionalliga Nord veröffentlichen. Diesmal geht’s wieder um die Gegentore (Stand: 33. Spieltag)
 
Die Situation
 
Die Regionalliga Nord befindet sich längst im Endspurt, und deshalb kommt es in diesen Tagen ganz besonders auf die zwei wesentlichen Dinge des Fußballsports an: Es geht darum, möglichst wenig Tore zu kassieren und auf der anderen Seite so oft wie möglich selbst zu treffen. Nachdem wir uns zuletzt mit der Effektivität der Regionalligisten vor dem gegnerischen Tor beschäftigt haben, geht es nun mal wieder um die Qualitäten im Spiel gegen den Ball.
 
Das Zulassen gegnerischer Chancen
 
Das wird sich wohl nicht mehr ändern: Ohne Chance fällt selten ein Tor, und so geht einem Gegentreffer für gewöhnlich auch eine gegnerische Torchance voraus. Was eben diese Chancen betrifft, verzeichnete die Statistik auch zu diesem Stichtag ein recht großes Gefälle. Der VfB Lübeck, Tabellenzweiter mit guten Aussichten auf die Spitzenposition, ließ gerade 140 Torchancen zu, die Kickers aus Emden bereits deren 264. Nicht nur mittendrin, sondern auf dem zweiten Rang behauptete sich der BSV Rehden, der seinen Gegner lediglich 164 Chancen gestattete und damit auch noch vorm aktuellen Spitzenreiter HSV II lag (174). Das ist insofern bemerkenswert, als dass der BSV seine zahlreichen Nachholspiele der letzten Wochen eben nicht nutzen konnte, um sich aus dem Tabellenkeller abzusetzen. Im Gegenteil: Als 17. fehlen dem BSV bereits drei Punkte zum VfV Hildesheim, der als 16. den ersten regulären Nichtabstiegsplatz belegt.
 
Im Chancen-Ranking befinden sich die meisten anderen Kellerkinder der Liga, also neben den Kickers etwa auch der Bremer SV (258) oder St. Pauli II (209). Mittendrin im unteren Drittel liegt etwas überraschend auch Weiche Flensburg (214). Der Tabellensechste muss in diesem Punkt wohl noch etwas zulegen. Er findet sich konsequenterweise auch im Ranking „Zugelassene Torchancen pro Spiel“ ziemlich weit unten wieder (7,38). Deutlich übertroffen wird Weiche dort nur vom Bremer SV (8,9) und Kickers Emden (9,78). Ganz vorn: der VfB Lübeck (5,19), der BSV Rehden (5,66), die SpVgg Drochtersen/Assel (5,87) und der TSV Havelse (5,97).
 
Das Verhältnis zwischen Chancen und Toren
 
Eine gegnerische Chance ist natürlich nicht gleichbedeutend mit einem Gegentor. Der Gegner muss sie ja erst verwandeln, und so besteht für die verteidigende Mannschaft auch immer noch die Möglichkeit, sie zu vereiteln. Das kann etwa geschehen durch einen Abwehrspieler, der im letzten Moment noch blockt oder einen Torhüter, der seinen Kasten mit einer Parade sauber hält. Eine ziemlich wichtige Statistik ergibt sich also aus dem Verhältnis zwischen zugelassenen Chancen und Gegentoren. Wie viele Chancen benötigt eine gegnerische Mannschaft, um gegen das jeweilige Team ein Tor zu erzielen? Auch in dieser Hinsicht machte es der VfB Lübeck seinen Kontrahenten am schwersten: Nur rund jede sechste Chance (6,36/ 16 %) führte zu einem Treffer gegen das Spitzenteam. Dabei hat sich der VfB gegenüber der Erhebung von vor einigen Wochen (6,76) allerdings leicht verschlechtert. Auf dem zweiten Rang des Rankings wurde die SpVgg Drochtersen/Assel (5,33) geführt. Es folgte Weiche Flensburg (5,35), was die vergleichsweise vielen Chancen gegen das Team natürlich relativiert. Überraschend weit vorn platzierte sich auch der Bremer SV (4,69), der sich noch vorm Tabellenführer HSV II (4,7) einsortieren konnte.
Die Schlusslichter hatten es vergleichsweise schwer: Gegen Kickers Emden (3,43/ 29 %), St. Pauli II (3,8) und Hannover 96 II (3,86) benötigten die Gegner eher wenig Chancen, um einen Treffer zu erzielen. Damit gleichen die letzten drei Teams der Erhebung von vor einigen Wochen. Damals wie heute wurde angesichts des 96-Wertes aber auch deutlich, wie relativ die Vergleiche am Ende doch sind: Anders als St. Pauli und Emden ließ der Tabellendritte nur wenig Chancen zu, und so konnte 96 II vergleichsweise gut damit leben, dass gleich 26 Prozent aller gegnerischen Torchancen zu einem Tor führen.
 
Entstehung der Gegentore
 
Die wichtigsten Kategorien in diesem Zusammenhang heißen: Spielaufbau, Konter und Standards. Die Gegentore nach Spielaufbau geben dabei einen Hinweis auf die Ordnung der Teams. Wer gut steht, kassiert auch weniger Tore durch eine Kombination des Gegners. Offenbar diszipliniert, also mit einer guten Ordnung traten der VfB Lübeck (9), die SpVgg Drochtersen /Assel (10) und Holstein Kiel (12) an. Dagegen wurden St. Pauli II (29), Atlas Delmenhorst (29), der Bremer SV (27), Kickers Emden (26) und Blau-Weiß Lohne (25) deutlich häufiger nach einem geordneten Spielaufbau überwunden. Stellt man dagegen einen Zusammenhang her und bringt die absoluten Zahlen in ein Verhältnis mit der Gesamtzahl an Gegentoren, ergeben sich andere Werte. Dabei kassierten Team wie Blau-Weiß Lohne (54 %), St. Pauli II (53 %), Bremer SV (52 %) und Phönix Lübeck (51 %) über die Hälfte der Gegentreffer nach einem gegnerischen Spielaufbau. Die Spitzenposition geht dagegen an Holstein Kiel II, das lediglich 28 % seiner Treffer aus diesen Situationen kassierte.
 
Dafür waren die Kieler recht anfällig für Konter, ließen sich doch gleich 37 % ihrer Gegentreffer auf ein schnelles Umschaltspiel zurückführen. Nur rund 19 % Kontertore mussten dagegen der BSV Rehden und Phönix Lübeck hinnehmen. Diese Mannschaften sind offenbar recht aufmerksam im Umschaltspiel und verfügen über eine gute Absicherung. Allerdings zeigten die absoluten Zahlen auch in diesem Ranking natürlich ein anderes Bild: Kickers Emden kassierte 25 Kontertore und damit deutlich mehr als der SSV Jeddeloh (17) und Holstein Kiel (16) auf den weiteren Plätzen. Vergleichsweise gut gewappnet gegen einen Konter zeigte sich dagegen der Spitzenreiter dieses Rankings, der VfB Lübeck. Er fing sich nur sieben Kontertore. Sie machen allerdings immer noch 32 % seiner gesamten Gegentore aus. 
 
Als häufigste Standards gelten Ecken und indirekte Freistöße. Was die Eckbälle betrifft, hat es nun auch bei Eintracht Norderstedt eingeschlagen: Hatte das Team vor einigen Wochen noch kein Tor nach einem Eckball kassiert, so ist es nun ein Gegentreffer. Den Spitzenwert halten die Norderstedter damit aber immer noch. Der Anteil von nur drei Prozent ist zudem unerreicht. Dagegen führten gegnerische Ecken bei Holstein Kiel II (21 %) immerhin zu rund einem Fünftel der gesamten Gegentreffer. Gemeinsam mit Kickers Emden liegen die kleinen Störche auch bei absoluten Zahlen ganz vorn, beide kassierten jeweils neun Tore nach Eckstößen.
 
Noch immer fünf Teams kassierten erst einen Treffer nach einem gegnerischen Freistoß. Der prozentuale Anteil variiert dabei auch nur leicht. Er reicht von Atlas Delmenhorst (2 %) und Holstein Kiel II (2 %) bis zum TSV Havelse (3 %), Eintracht Norderstedt (3 %) und den HSV II (3%). Weniger gut verteidigten den gegnerischen Freistoß: der VfV Hildesheim (5/ 11 %), Kickers Emden (5/ 6 %), Blau-Weiß Lohne (4/ 9 %), der Bremer SV (4/ 8 %) und der SV Werder Bremen II (4/ 9 %).
 



(Text: Stefan Freye)

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